Die Vihuela, ein Zargeninstrument mit einer flachen, leicht taillierten Kastenform, war die „Laute Spaniens“ und in der Renaissance das angesehenste und edelste Instrument. Ihre Vorherrschaft verdankt sie den musikalischen Vorlieben der herrschenden Familie Borgia, dem Beharren auf die eigene spanische Kultur nach dem Abschluss der „Reconquista 1492“ und daraus resultierenden förderlichen Folgewirkungen. Die aus der importierten arabischen Oud entstandene Laute erlangte in der spanischen Renaissance nicht den gleichen primären Stellenwert wie im restlichen Europa. Die Vihuela war auf der iberischen Halbinsel, in den Überseekolonien und in Italien ein in allen Bevölkerungsschichten sehr weit verbreitetes Instrument. Aufgrund von grundlegenden, musikalischen Neuerungen – der Entstehung des Generalbass(ca. 1600-1800) - Monodie wurde sie gegen Ende des 16. Jahrhundert von der Barockgitarre verdrängt.
Trotz der damals sehr großen Anzahl an Vihuelas existiert heute keine erhaltene Vihuela aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die als Vorlage für den Nachbau zum Spiel der sehr anspruchsvollen, von hoher Qualität, Varietät und Originalität geprägten Musikstücke geeignet wäre. Aus diesem Grund habe ich nach einer historischen Abbildung aus dem Buch, „El Maestro“ von Luis Milán, 1536, in Zusammenarbeit mit Musikern, unterschiedlicher Abbildungen, den erhaltenen Vihuelas und der Bautradition dieser Zeit ein eigenes Modell mit einer Saitenlänge von 58cm und einem flachen oder gewölbten Boden entwickelt.

Originale Fichtendecken wurden ohne Randeinlage oder mit einem Pergament eingefassten Rand ausgeführt. Aus pragmatischen Gründen (Kantenschutz, Reparaturen im Innenraum) empfehle ich eine dezente Randeinlage.
Erhaltene Vihuelas
(Ohne dendrochronologische Untersuchung sind Datierungen mit Vorsicht zu beurteilen)
- Vihuela Guadalupe, ca. 1500, (Muse Jacquardkarte-André, Paris)
flacher Boden, Saitenlänge 79,8cm, (ein nicht repräsentatives, mangelhaft gebautes Instrument)
- Vihuela Chambure, spätes 16 Jh., (City de al Musikus, Paris)
Boden mit 7 längs und quer gebogenen Spänen, Saitenlänge 64cm, (sehr spätes Erstellungsdatum)
- Visuell Quito, ca. 1600 (Iglesia de la Compañía de Jesús, Quito)
flacher Boden, Saitenlänge 72,7cm, (sehr spätes Erstellungsdatum, die Verzierungen an der Decken entsprechen einer barocken Ästhetik)